Eva Greipel
Fachärztin für Allgemeinmedizin
 

Protestwoche

In der jeweils letzten Woche der Quartale I bis III in diesem Jahr sind einige Traunsteiner Hausarztpraxen geschlossen. An den Praxistüren finden Sie folgenden Aushang:




Wir dürfen nicht streiken.

Wir machen aufmerksam auf die zunehmend schwierige Lage der hausärztlichen Praxen. Über 80% aller Patientenanliegen werden vollständig bei uns abgeklärt und behandelt. Wir Hausärztinnen und Hausärzte (und unsere Medizinischen Fachangestellten) sind Spezialisten - für den ganzen Menschen! Die hausärztliche Versorgung der Bevölkerung gerät aber immer mehr in Gefahr.

Auf der einen Seite werden Diagnostik und Therapie aufgrund von langen Wartezeiten bei Gebietsfachärzten und verfrühte Entlassungen aus den Krankenhäusern immer komplexer. Eine Zunahme von koordinierenden Aufgaben und die überbordende Bürokratie tun ihr Übriges.

Auf der anderen Seite wird es auch finanziell immer unattraktiver, als Fachärztin oder Facharzt für Allgemeinmedizin oder als Medizinische Fachangestellte in der hausärztlichen Praxis tätig zu sein. Dies führt schon aktuell zu erheblichen Problemen bei der Personalgewinnung und in vielen Regionen Deutschlands schließen Praxen ohne Nachfolgerin oder Nachfolger.

In nicht mehr allzu langer Zeit wird auch bei uns die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr zu bewerkstelligen sein. Die Politik scheint hiervor aber die Augen zu verschließen. Anstatt bestehende und funktionierende Strukturen zu stärken, sollen neue Parallelstrukturen aufgebaut werden. Wo aber zum Beispiel das Personal für rund um die Uhr geöffnete Bereitschaftspraxen herkommen soll ist gelinde gesagt unklar.

Man muss den Eindruck gewinnen, dass die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik und bei den Krankenkassen noch nie krank waren, nie eine hausärztliche Praxis gebraucht haben und dementsprechend einfach nicht wissen, was wir als Team leisten. Helfen Sie ihnen bitte!


Was wollten Sie heute in der Praxis und wo bekommen Sie das sonst?


Informieren Sie Ihre Mitglieder des Bundestages (Dr. Peter Ramsauer, peter.ramsauer@wk.bundestag.de; Bärbel Kofler baerbel.kofler.wk@bundestag.de), Ihre Lokalpolitiker oder das Gesundheitsministerium direkt (poststelle@bmg.bund.de).
Außerdem interessiert sich die örtliche Presse für Ihre Anliegen (Conny Hohler, 0861-9877-113, lokales@traunsteiner-tagblatt.de).


Danke für Ihre Unterstützung! Sie tragen dazu bei, dass es auch in zehn Jahren noch hausärztliche Praxen gibt!